Wikipedia lesen macht nicht unbedingt schlauer: „Als
Bubblegum wird ein Genre der Rockmusik bezeichnet, dessen Anspruchsniveau sich an
der Altersgruppe von Kindern orientiert und insbesondere durch eingängige Melodien, simple Liedtexte, lebhafte Rhythmen und besonders häufige Wiederholung des Refrains geprägt ist“. Die Herren Kasenatz und Katz sollen
für diese völlig unterschätzte wie missverstandene Episode in der Popgeschichte
verantwortlich gewesen sein. Meine erste Bubblegum-Single habe ich mir mit
vierzehn vom damals spärlichen Taschengeld gekauft: Green Tambourine von den
Lemon Pipers. Die machten am liebsten Psychedelic Pop, aber wer kann einen
Million-Seller schon ausschlagen. Ohio Express „legte gleich mit ihrem ersten
Song den Grundstein zur Bubblegum Ära – Yummy Yummy schlug wie eine Bombe ein“.
Ohio Express starte in den Sixties als Garagen-Punkband und „Yummy“ war auch
nicht ihr erster Song. Das double entendre, nicht nur dieser Bubblegum Hymne,
wurde sträflich übersehen bzw. ignoriert. Es geht (auch) um Oral-Sex: “the lovin‘ that
you’re givin‘ it what keeps me livin’. And the love is like peaches and cream –
Yummy Yummy, I’ve got love in my tummy”. Beste Freudsche
Tradition. Die meisten Bubblegum-Singles erschienen im Herkunftsland dazu
passend als Kama-Sutra Productions auf dem Buddah-Label. Auch über „1-2-3 Red
Light“ von 1910 Fruitgum Company oder welche
Art von Sugar die Archies wirklich gemeint haben, läßt sich ähnlich verblüffend
doppeldeutiges sagen.
Für größere Ansicht auf den Flyer klicken
In meiner Live-Sendung sind Bubblegum-Klassiker, wie
unbekannte Raritäten (Shadows Of Knight, Professor Morrison’s Lollypop) und
Coverversionen (Ramones, Talking Heads, Bob Marley) zu hören. Wenn die Zeit
noch reicht, gebe ich mich auch noch einer Haßliebe hin – die oft kläglichen und
dennoch reizvollen Versuche, Bubblegum Hits einzudeutschen.
Wer sich einen Song wünschen will und dabei mit
Freude an die eigenen kühnsten musikalischen Jugendsünden denkt, ist nicht
chancenlos, einfach eine mail an radiowelt@arcor.de schicken!
„When I listen to my
Bubblegum, I know all my silly troubles will go down in the most delightful
way“ (Kim Cooper).
FREIES RADIO KASSEL - 105,8 MHZ
Mittwoch, 10. Juli, 21 Uhr und Donnerstag, 11. Juli, 13 Uhr (Wiederholung)
105,8 MHZ oder Livestream www.freies-radio-kassel.de
Und weil das Auge mit isst, noch zwei seltene Hingucker: 45rpm Single Cover von Julie London, very coole Coverversion des Ohio Express Klassikers. Schließlich noch die skandalträchtige LP-Rückseite des ersten Buddah-Samplers (naked truth). Für größere Ansicht, einfach auf die Bilder klicken.
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